Ein unbefriedigendes Ende kann einen eigentlich guten Roman kaputt machen. Entweder hat man die Twists dieser Enden schon zu häufig gelesen, sodass sie schlicht und ergreifend langweilig geworden sind, oder sie zeugen von der Bequemlichkeit der Autoren, die ihre Geschichte rasch zu Ende erzählen wollen und sich deshalb schnell etwas aus den Fingern saugen.
Leser verzeihen solche achtlos zusammengeschusterten Enden nicht – was sich in negativen Rezensionen niederschlägt. Höchste Zeit, diesem Thema eine eigene Liste zu widmen!
Da hat man den Protatonisten durch alle erdenklichen Höhen und Tiefen begleitet, nur um am Ende zu erfahren, dass alles nur geträumt oder eingebildet war.
Das kann zwar ein interessanter Twist sein, aber hat man den einmal gelesen, verliert er das zweite Mal schnell seine überraschende Wirkung. Statt Verblüffung herrscht dann nur noch Frust. Ein solches Ende sollte deshalb gut überlegt und für die Geschichte bedeutend sein. Denn sonst bekommen Leser das Gefühl, dass alles, was wir zusammen mit dem Protagonisten erlebt haben, letztendlich egal war.
Die Spannungskurve steigt; gefesselt wartet man auf die große Schlacht am Ende, auf die sich die Figuren verzweifelt versuchen vorzubereiten. Die Aussichten sind nicht gut, dennoch setzen sie alles daran, ihre Stadt zu verteidigen – nur, um am Ende festzustellen, dass sich alles durch ein klärendes Gespräch lösen lässt.
Enden, in denen sich der groß aufgebaute Konflikt am Ende in Wohlgefallen auflöst, sind wahrscheinlich mit die schlimmsten, die man sich vorstellen kann. Als Leser fühlt man sich da regelrecht betrogen und enttäuscht. Als Autor sollte man deshalb immer darauf achten, dem Konflikt entsprechend einen befriedigenden Schluss zu liefern. Es ist nichts dagegen einzuwenden, dabei mit den Erwartungen der Leser zu spielen und einen Twist abzuliefern, mit dem niemand gerechnet hätte. Den Figuren sollte man es dabei aber nicht zu leicht machen.
Die Lage ist aussichtslos, ein Sieg des Antagonisten erscheint unausweichlich. Doch zum Glück fällt dem Magier der Truppe ein, dass es noch einen mächtigen Zauber gibt, den er sich schnell aus dem Ärmel schüttelt, und schon ist das Problem gelöst!
Schon in der Antike gab es dieses Problem: Manchmal hatten sich die Figuren in Tragödien in so schwierige Situationen hineinmanövriert, dass sie sich ohne göttliche Hilfe (die durch Bühnentechnik ruck, zuck hervorgezaubert wurde) nicht mehr auflösen ließen. Daher der heute noch gebräuchliche Begriff „Deus Ex Machina“ – Gott aus der Maschine.
In diese Falle tappen oft Fantasy-Autoren, die am Ende schnell noch eine magische Kraft erfinden, mit der sich alle Probleme gleichzeitig lösen lassen. Kommt diese Lösung jedoch aus dem Nichts, weil sie zuvor nicht in der Geschichte etabliert wurde, fühlt es sich so an, als ob die Figuren sich das nicht verdient hätten. Und auch nicht die Leser, die sich zurecht mehr von dem Ende erhofft hatten.
Der Killer ist eigentlich der Protagonist selbst!
Der Protagonist ist eigentlich tot und selbst der Geist!
Der Protagonist hat die Leser die ganze Zeit an der Nase herumgeführt und ist eigentlich der große Strippenzieher!
Solche Enden sind eigentlich sehr spannend und bieten einen ordentlichen Überraschungseffekt. Doch leider werden sie mittlerweile schon inflationär benutzt, sodass sie niemanden mehr von den Socken hauen. Leser erwarten schon fast Enden, bei denen sich herausstellt, dass der Protagonist ein unzuverlässiger Erzähler war. Dieser Erwartungshaltung sollte man sich beim Schreiben bewusst sein. Vielleicht lässt sie sich sogar für einen originellen Twist ausnutzen.
Wie jetzt … Das war’s schon? Aber die Geschichte ist doch noch gar nicht zu Ende erzählt!
Offene Fragen am Ende eines Romans sollte man wohl dosieren, denn sonst stellt sich bei Lesern nicht das Gefühl ein, das Ende auch tatsächlich erreicht zu haben. Zum Nachdenken darf man natürlich anregen, damit das Buch die Leser auch nach dem Zuklappen noch beschäftigt. Übertreibt man es damit jedoch, fühlt man sich schnell veräppelt.