Der Anfang eines Romans ist der wichtigste Teil des ganzen Buches – das wird Autoren immer wieder eingetrichtert. Tatsächlich möchte man den Leser ja auch gleich von Beginn an in die Geschichte hineinziehen und im Idealfall nicht mehr loslassen.
Der Romananfang sollte deshalb direkt Interesse wecken, neugierig machen, spannend sein und zum Weiterlesen motivieren. Und das ist gar nicht so einfach. Manche Strategien haben sich deshalb derart etabliert, dass gerade Neuautoren (unbewusst) immer wieder auf sie zurückgreifen. Leider entlockt diese Vorgehensweise bei Lesern auf Dauer nur noch ein Gähnen und keine Begeisterung mehr.
Auf welche häufigen Klischees Sie beim Schreiben des Anfangs unbedingt verzichten sollten, erfahren Sie hier. Vielleicht sind Ihnen solche Anfänge auch schon häufiger in Büchern aufgefallen!
Der Sturm peitschte über das Land und der Himmel goss seine Wassermassen auf die Erde.
Sturm, Hagel, Wolkenbrüche, und das alles am besten noch nachts. Dramatischer kann man die Stimmung wohl kaum gleich im ersten Satz veranschaulichen. Auch das andere Extrem ist beliebt: Die gleisende Sonne, die auf die Erde niederbrennt. Nur leider finden sich entsprechende Anfänge, die das Wetter zum Thema haben, schon in sehr vielen Büchern – die Wirkung verpufft!
Unsanft wurde Peter von einem Tritt in die Seite geweckt. Er schlug die Augen auf und schaute sich irritiert um.
Der Protagonist wacht auf und weiß im ersten Moment gar nicht, was los ist. Perfekt, denn somit sind die Hauptfigur und der Leser auf dem gleichen Stand und können zusammen ahnungslos in den Roman starten. Kann man machen – so wie Tausende andere zuvor.
„Das ist eine absolute Frechheit! Sie werden von meinem Anwalt hören!“
Hier regt sich jemand aber ganz schön auf. Da will doch bestimmt jeder sofort wissen, was da los ist. Nur leider sorgt der abgenutzte Kniff mit der Empörung im ersten Satz mittlerweile nur noch für Augenrollen.
Sie legten alles in Schutt und Asche. In kürzester Zeit beherrschten die Drachen die Lüfte und niemand war mehr vor ihrer Rache sicher. Doch der Reihe nach. Alles begann mit … – und schon klappe ich das Buch zu.
Sehr oft stoße ich in Manuskripten zwar auf interessante erste Sätze, die jedoch sehr bald von einer ausufernden Rückblende abgelöst werden, die erklärt, wie genau es zu der Situation kam. DER Spannungskiller schlechthin! Denn eigentlich interessiert es überhaupt nicht, wie es dazu kommen konnte. Viel spannender ist die aktuelle Lage. Also bitte nicht die Handlung unterbrechen, sondern dranbleiben!
Schaubend rannte ich die Straße entlang. Meine Beine konnten nicht mehr, doch ich musste weiter! Zu viel hing davon ab.
Spannend: Die Figur befindet sich auf der Flucht oder wahlweise auf der Jagd. Doch das lese ich mittlerweile fast in jedem zweiten Manuskript oder schlimmer noch in jedem zweiten veröffentlichten Roman. Anstatt gespannt weiterzulesen, beherrscht mich nur ein einziger Gedanke: Nicht schon wieder!