Haben Sie schon einmal einen Text gelesen und bereits nach wenigen Worten gedacht: Irgendwie klingen die Sätze merkwürdig fremd? Ich auf jeden Fall, und das nicht nur, weil ich als Lektorin mit überarbeitungswürdigen Texten zu tun habe. In Büchern, Filmen, Zeitungsartikeln, im Fernsehen – überall stolpert man über sprachliche Kuriositäten, bei denen man sich fragt, wo die nun schon wieder herkommen. Die Antwort lautet simpel: Aus dem Englischen.
Falsche Freunde und englische Satzstrukturen schleichen sich durch Übersetzungfehler immer öfter nicht nur in schlecht übersetzte Texte ein, sodern auch in unseren alltäglichen Sprachgebrauch. Häufig sind sie bereits fester Bestandteil der Umgangssprache geworden. Aber ist das noch „guter Stil“? Als Stilmittel in wörtlicher Rede können Anglizismen durchaus stimmig wirken. Aber übertreiben sollte man es nicht. Denn wie die folgende Liste zeigt, machen zu viele Anglizismen einen Text schnell zu einer holprigen Angelegenheit.
1. In 2023
Dem kleinen Wörtchen „in“ vor Jahreszahlen kann man mittlerweile nicht mehr entkommen. Sogar der FOCUS wirbt für ein E-Paper mit dem Titel „Die Welt in 2023“. Dabei geht es im Deutschen ganz einfach: „Die Welt 2023“ oder „Die Welt im Jahre 2023“. Ganz ohne lästiges „in“.
2. Macht das Sinn?
Der wohl bekannteste Anglizismus unserer Zeit ist aus der Umgangssprache bereits nicht mehr wegzudenken. Eifrige Deutsch-Experten korrigieren bei diesem Patzer immer wieder gern ihre Gesprächspartner. Tatsächlich haben sie recht, denn korrekt müsste es heißen: „Ergibt das Sinn?“
3. Er fuhr sich mit seiner Hand durch sein blondes Haar
Dieser Satz fällt gleich zwei Mal in die Anglizismus-Falle. Vergleichbare Sätze finden sich zu 99 % in den Buch-Manuskripten, die auf meinem Schreibtisch landen. Stilistisch korrekt heißt es aber: „Er fuhr sich mit der Hand durch das blonde Haar.“ Genauso falsch ist übrigens auch „er hob seine Hand“ (richtig: „er hob die Hand“) oder „sie ließ ihren Blick schweifen“ (richtig: „sie ließ den Blick schweifen“).
4. Das, was ich noch sagen wollte, ist, dass …
Bei derlei Satzstrukturen (Spaltsätze genannt) läuft es mir jedes Mal eiskalt den Rücken runter. Erstaunlich, dass man über diese komplizierte Form immer häufiger stolpert, ist es im Deutschen doch viel geradliniger: „Ich wollte noch sagen, dass …“
5. Sie begann zu rennen
Was ist nur aus dem guten alten „sie rannte los“ geworden? Autoren greifen in letzter Zeit oft auf Konstruktionen mit dem Wort „beginnen“ zurück. Auch immer wieder anzutreffen: „sie begann nachzudenken“ statt „sie dachte nach“.
6. Ich nehme noch schnell eine Dusche
Es ist faszinierend, was man alles nehmen kann: eine Dusche, einen Schluck Wasser, einen Bissen vom Brot, einen tiefen Atemzug … Auf gut Deutsch duscht man jedoch, bevor ein Schluck Wasser getrunken, ein Bissen gegessen und tief eingeatmet wird.
7. Die Kaffeemaschine starten
Neben der Kaffeemaschine kann man auch den Rasenmäher und den Staubsauger starten … oder? Im Englischen durchaus, im Deutschen eher nicht. Hier wird die Kaffeemaschine eingeschaltet, der Rasenmäher angeworfen und der Staubsauger angemacht.
8. Einmal mehr
„Once again“ wird gern wortwörtlich aus dem Englischen übersetzt: „Einmal mehr gab sein Vater ihm eine Standpauke.“ Kein Wunder, dass man diese Wendung mittlerweile auch in deutschen Manuskripten findet. „Wieder einmal“ ein klassischer Fehler!
9. Ich bin fein damit
Denkt man einmal genauer über diesen Satz nach, kommt er einem doch sehr merkwürdig vor. Trotzdem hört man ihn immer öfter statt „ich bin damit einverstanden“ oder „ist in Ordnung“.
10. An der Ampel stoppen
Im Englischen wird sehr oft gestoppt. Das kleine Wörtchen sollte man jedoch nicht unbedacht einfach ins Deutsche übernehmen, denn hier gibt es eine ganze Menge anderer Wörter, die statt „stopp“ verwendet werden. So „hält“ ein Auto an einer Ampel, ein Fußgänger bleibt an einer Ampel „stehen“ und der Verkehr „kommt zum Erliegen“.